Das Heute - ist morgen schon Vergangenheit
Was Vergangenheit ist, muss aber nicht vergessen werden, sondern soll lebendige Geschichte sein. Blättern wir daher ein bisschen in der Geschichte des Bezirksmusikverbandes Visp.
Wir schreiben das Jahr 1948. In diesem Jahr befasste man sich zum ersten Male auch im Weissen Zenden mit dem Gedanken, einen Bezirksmusikverband zu gründen. Der Chronik entnehmen wir, dass 1948 zwei Sondierungsversammlungen unter den Initianten stattfand und zwar am 28. August in St. Niklaus und am 16. November in Stalden.
Nicht alle waren von der Idee eines gemeinsamen Verbandes überzeugt und man glaubte sogar, dass ein BMV dem Musikleben eher schaden als dienen könnte. Man meinte, dass zu sehr der materielle als der musikalische Aspekt im Fordergrund stehen würde. Es war also viel Überzeugungskunst nötig, doch alle diese Hindernisse konnten beseitigt werden.
Benjamin Blumenthal aus Stalden wurde als Präsident ad interim bestimmt, er erhielt den Auftrag, den Boden weiter zu beackern.
Neunzehn Delegierte von acht Vereinen trafen sich in Stalden zu einer ersten Aussprache und legten das weitere Vorgehen fest. Von den neun Vereinen des Bezirkes schrieben sich folgende ins Protokoll ein: Visp, Visperterminen, Stalden, Saas-Fee, St.Niklaus, Grächen, Täsch und Zermatt.
Nachdem auch die letzten Bedenken ausgeräumt waren, konnte zur Gründung des neuen Verbands geschritten werden. Wieder versammelten sich die Delegierten der oben erwähnten acht Vereine im Hotel Burgener in Stalden, den Vorsitz führte Benjamin Blumenthal. Nachdem die Statuten bereinigt waren, wurde der erste Vorstand bestimmt:
Benjamin Blumenthal, Stalden, Präsident
Alfons Taugwalder, Zermatt, Kassier und Vizepräsident
Silvio Bayard, Visp, Aktuar
Von den damaligen 15 Artikeln der Statuten sei hier Art. 1 zitiert:
«Der BMV Visp bezweckt die Förderung der edlen Kunst des Musizierens, die Pflege der Kameradschaft, sowie die gegenseitige finanzielle Unterstützung.»
Man ging auch gleich daran, Nägel mit Köpfen zu machen, denn es wurde beschlossen, das erste Verbandsfest noch im Gründungsjahr starten zu lassen. Das Los fiel auf die Harmonie Stalden.
Am Schluss des Gründungsprotokolls lesen wir: «Der Grundstein ist gelegt, möge das junge Pflänzchen gedeihen und Früchte tragen.»
Der Harmonie Stalden fiel die Ehre zu, als erste der Musikantenfamilie des Weissen Zenden Gastrecht zu geben. Als Gesamtstück wurde der Marsch der Grenadiere intoniert, den Taktstock schwang Karl Gallus Zahner, Dirigent der Harmonie Stalden.
Wir lesen aus dem Protokoll: «Die Ansprache des Verbandspräsidenten hinterliess einen nachhaltigen Eindruck. Es herrschte aber auch grosse Zufriedenheit unter den Musikanten.»
Der BMV konnte das Silberne Jubiläum feiern. Auf das Verbandsfest in Saas-Fee hin, beschloss man eine Verbandsfahne anzuschaffen. Am 24. Juni wehte zum ersten Male das neue Banner über den Köpfen der Musikanten. Das Patenpaar Christine Fux-Derungs und Benjamin Blumenthal durften die neue Fahne entrollen. Erster Bezirksfänner war Bernhard Bumann. Besonders die Damen in den Reihen der Vereine hatten es dem Getti angetan, der folgende Bemerkung äusserte: «Beim goldenen Jubiläum werden wir wohl Damenvereine mit Namen wie Mini oder Maxi begrüssen dürfen.»
Das schwache Geschlecht hat längst eine tragende Rolle im BMV eingenommen, aber Damenmusiken sind nie ein Thema gewesen.
Zum Goldenen Jubiläum traf man sich an der Geburtstätte des Verbandes in Stalden. Die acht Gründervereine marschierten in corpore auf, die restlichen acht Vereine waren durch Fahnendelegationen vertreten. Alle sechzehn Sektionen zeigten nochmals ihre alten Uniformen und die alten, ehrwürdigen Banner. Gespannt lauschte eine grosse Zuschauerschar dem Jubiläumsmarsch «Vispbach Harmony» aus der Feder des Staldner Dirigenten Arnold Oggier. Die Feierlichkeiten zum Goldenen Jubiläum waren eine echte Demonstration für Volk und Heimat.
Nach 30 Jahren war das erste Verbandsbanner im wahrsten Sinne des Wortes gebrechlich geworden, eine Neuanschaffung drängte sich auf. Am 18. Mai, am Tag des Verbandsfestes in Täsch, zeigte das Patenpaar Agatha Bumann und Marcel Lauber dem Publikum die neue Fahne. Alois Lauber war es vergönnt, das neue Banner erstmal in Empfang zu nehmen.
Der BMV zählt heute 16 Sektionen und rund 700 Aktive - sie alle sind Träger der Dorfkultur. Der BMV Visp ist ein wichtiger Faktor in der Oberwalliser Musikszene. Überhaupt wird dem Musikwesen im Weissen Zenden seit jeher eine grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Zusammen mit den 11 Ahnenmusiken ist in jeder der 19 Gemeinden des Bezirkes eine Musikgesellschaft beheimatet.
Anlässlich des 74. Bezirksmusikfests in Saas-Grund wird der BMV seinen 75. Geburtstag gebührend feiern!
Gründungsjahr | |
Edelweiss St. Niklaus | 1872 |
Matterhon Zermatt | 1873 |
Gebüdemalp Visperterminen | 1900 |
Vispe Visp | 1909 |
Weisshorn Randa | 1912 |
Täschalp Täsch | 1912 |
Harmonie Stalden | 1922 |
Hannigalp Grächen | 1927 |
Alpenrösli Saas-Fee | 1928 |
Sonnenberg Törbel | 1957 |
Alpengruss Embd | 1958 |
Brunegghorn Herbriggen | 1960 |
Mattmark Saas-Almagell | 1963 |
Enzian Saas-Grund | 1963 |
Lauduna Lalden | 1978 |
Kühmatt Baltschieder | 1990 |
Jugendmusik Vispe | 1997 |